Ökobilanzierung von Holzfußböden

Eine repräsentative Studie nach ISO 14040-43 für die deutsche Holzfußbodenindustrie

Dr. Barbara Nebel
Dr. Bernhard Zimmer

Ökologisch unbedenkliche Bodenbeläge stehen hoch im Kurs. Holz als nachwachsender Rohstoff entspricht diesem Trend. Im Wettbewerb auf dem Markt sind jedoch Zahlen und Fakten entscheidend. Ein geeignetes Werkzeug um diese Fakten in bezug auf die Umweltauswirkungen eines Produktes darzustellen ist die Produkt-Ökobilanz. Im Rahmen eines von der AiF (Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen) geförderten Forschungsvorhabens wurde LCA erstellt.

Begleitet wurde das Projekt vom Arbeitskreis ,,Ökobilanz Parkett", der sich aus Vertretern der Parkettindustrie, des Parkettlegerhandwerks sowie der Klebstoffhersteller zusammensetzte.

Das Ziel der Studie war die Erarbeitung von Ökobilanzen für massive Holzfußböden sowie für Mehrschichtparkett nach den derzeit gültigen internationalen Normen (ISO 14040 ff) über deren gesamten Lebensweg. Die Datenerhebung erfolgte anhand der einzelnen Lebenswegabschnitte, wie z.B. Forstliche Produktion, Fußbodenherstellung oder Verlegung. Auch die dazwischen liegenden Transporte sowie die Nutzungsphase und die daran anschließende Verwertung sind Inhalt der Arbeit (siehe Bild: Lebensweg).

Zunächst wurden in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis ?Ökobilanz Parkett?, in dem sich Parketthersteller, Handwerk, Klebstoff- und Lackproduzenten zusammengefunden haben, ein für Deutschland ein repräsentativer Lebensweg für Holzfußböden modelliert. Die einzelnen Module des Lebensweges, von der Forstlichen Produktion über die Produktherstellung bis hin zur möglichen Wiederverwertung sind außerdem durch zahlreiche Transporte, die sich ebenfalls in der Bilanz niederschlagen, verbunden.

Wo es notwendig war, wurden jeweils unterschiedliche Szenarien, wie beispielsweise für die Art der Verlegung (geklebt oder schwimmend) oder die Art der Oberflächenbehandlung (versiegelt, etc.) erarbeitet. Über den gesamten Lebensweg werden nun für jedes Modul jeweils die Inputs und Outputs erhoben. Da für jeden Abschnitt Modul eine eigene Sachbilanz erstellt wird, können nach folgendem Beispiel schließlich verschiedene Szenarien nachgestellt werden.

Ergebnisse

Gesicherte Daten für die Forstliche Produktion und die Schnittholz-erzeugung lagen bereits vor. Im Bereich der Parkettproduktion wurden die entsprechenden Daten von ca. 80 % der in Deutschland hergestellten Holzfußböden erfaßt.

In dieser Studie wurden die Rohfries- und Fußbodenproduktion, die Verlegung zusammen mit der Oberflächenbehandlung sowie die Nutzung erarbeitet. Ebenfalls betrachtet werden unterschiedliche Szenarien (z.B. schwimmende oder verklebte Verlegung beim Mehrschichtparkett, unterschiedliche Klebstoffe und Oberflächenbehandlung etc.).

Als Bezugseinheit für alle betrachteten Holzfußböden wurde 1m² Holzfußboden festgelegt. Der zeitliche Rahmen der Betrachtung umfasst 50 Jahre. Während dieser Zeit wurden auch mehrere Renovierungen bilanziert. Die unterschiedlichen tatsächlichen Nutzungsdauem der verschiedenen Böden flossen ebenfalls in die Betrachtung ein.

Die Wirkungsabschätzung wurde für die Kategorien <media 1042>Treibhauseffekt</media>, Versauerung, Eutrophierung, <media 1041>Ozonabbau </media>und Ozonbildung durchgeführt. Zusätzlich wurde der <media 1043>Primärenergieverbrauch</media> betrachtet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Umweltauswirkungen von Holzfußböden sehr gering sind.

Während der Produktion und Nutzung, sowie durch die Substitution von fossilen Energieträgern am Ende ihres Lebensweges, wirken die Holzfußböden dem anthropogenen Treibhauseffekt sogar entgegen. Die bei der thermischen Verwertung am Ende des Lebensweges gewonnene Energie entspricht bis zu rund zwei Drittel der insgesamt benötigten Primärenergie im Lebenslauf.

Die Sensitivitätsanalyse hat gezeigt, dass mit der Wahl des Klebstoffes und des Lackes bei der Verlegung das <media 1044>Ozonbildungspotential</media> erheblich beeinflusst werden kann. Hier zeigt sich ein deutlicher Ansatz zur Optimierung der Umweltwirkungen.

Publikationen

Zimmer, B.; Nebel, B. (1999): Der Lebensweg von Parkett.
Boden-Wand-Decke 45, 3: S. 30

Zimmer, B.; Nebel, B. (1999): Ökobilanz von Holzfußböden.
Parkett-Magazin Heft 2/99: S.48.

Nebel (2002): Ökobilanzierung von Holzfussböden. München Herbert Utz Verlag. 224 Seiten. ISBN-13: 978-3-8316-0136-3

<media 1033>Nebel, B.; Zimmer, B. und Wegener, G. (2002): Thermal utilisation of residuals and post consumer wood, based on an LCA of wood floor coverings. Proceedings of the SETAC LCA Case Studies Symposium 2-4 december 2002 in Barcelona.</media>

<media 1032>Nebel, B.; Wegener, G. und Zimmer, B. (2002): Holzforschung München (Hrsg.): Ökobilanzierung Holzfussböden. München: Herbert Utz Verlag. 24 Seiten. ISBN-13: 978-3-89675-975-7</media>

Nebel, B.; Zimmer, B.; Wegener, G. (2004): Life Cycle Assessment of Wood Floor Coverings. A Representative Study for the German Flooring Industry. Intern. Journal of LCA.

Nebel, B.; Zimmer, B.; Wegener, G. (2004): Life Cycle Assessment of Wood Floor Coverings. Proceedings from IUFRO Division 5; Rotorua, New Zealand: S.: 39-41

 

Nebel, B.; Zimmer, B. und Wegener, G. (2004): Ökobilanz von Holzfußböden, ein repräsentative Studie der deutschen Holzfußbodenindustrie.
HolzZentralblatt 130, 6: Beilage

 

Projekt

AiF-Vorhaben-Nr. 11849
Erarbeitung von Sach-Ökobilanzen für Holzfußbödensowie Entwicklung von Prinzipien und Rahmenbedingungen zur vergleichenden ökologischen Bewertung verschiedener Bodenbelagsarten am Beispiel von Teppich und Parkett.
Projektleiter: Dr. Bernhard Zimmer
Projektbearbeitung: Dipl. Forstwirtin Barbara Nebel
TU-München, Holzforschung München (1.11.1998 bis 31.12.2000)


 

Lebensweg von Holzfußböden

Übersicht über die eingesetzten Holzarten

Primärenergieverbrauch

Treibhauspotenzial - GWP(100)